Gruss aus Lugala
Hallo ihr lieben,
die Zeit vergeht hier wie im Flug. Jetzt ist schon die dritte Woche unserer Famulatur um und es geht uns sehr gut, schliesslich ist gerade Wochenende. Jedoch war bis jetzt noch nicht so viel Zeit zum Ausruhen, da heute morgen wieder ein grosser Stapel Waesche auf uns wartete, den wir natuerlich wieder von Hand bearbeiten mussten. Danach ereilte uns eine Nachricht, dass gerade ein Notfall im theatre (Op-Bereich mit Ambulanz) sei.
Ja, das war auch tatsaechlich einer. Ein junger Mann hatte sich mit einer Kettensaege in den Vorderfuss geschnitten und dabei saemtliche Sehnen durchtrennt. Es blutete wie verrueckt und saemtliche Aerzte und Schwestern waren im Einsatz, um dem jungen Mann zu helfen. Die Prozedur dauerte 3 Stunden und verlief erfreulicherweise erfolgreich.


Es ist schoen, dass wir mittlerweile bei vielen Sachen mitmachen bzw. sogar helfen koennen. Wir ueben weiter eine Spinalanaesthesie zu legen, duerfen die Wunden zunaehen und schallen so oft wie nur moeglich. Das war am Anfang etwas schwierig, da die Ultraschallgeraete ihre besten Zeiten in den 90iger-Jahren in Deutschland hatten und wir zu hause von Geraeten mit hoechster Qualitaet profitieren. Aber nach wenigen Untersuchungen sahen wir nicht mehr nur Ameisengewirr sondern erkannten die Organe. Mir macht vor allem Spass die schwangeren Frauen zu untersuchen und ihnen ihre Babys zu zeigen.

Die Geraete und Arbeitsutensilien stammen hier wirklich alle aus einer anderen Zeit. Das faengt bei den Betten und Matratzen in den wards an, geht ueber poroese Stuehle, halb verrostete Infusionsstaender, uralte Ultraschallgeraete und Roentgenapparate und hoert irgendwann bei fast unbrauchbarem Operationsbesteck auf. Trotzdem funktioniert es und oftmals gut! Peter hat uns erzeahlt, dass er fast keine Geschenke mehr aus dem Ausland annimmt, da entweder "Schrott" oder "Unbrauchbares" ankommt. So ist es sinnlos, Medikamente nach Afrika zu schicken, die hier nicht benoetigt werden, da einfach die Krankheiten hier (fast) nie auftreten. Auch abgenutztes Operationsbesteck bringt nicht viel. Weder in Deutschland noch in Tansania kann man gut damit arbeiten. Geldspenden waeren hilfreicher, damit sich das Hospital selbst kaufen kann, was es braucht.

Das Einzige was etwas schwierig ist, ist die Verstaendigung. Wir geben uns reichlich Muehe unser Suaheli zu verbessern und viele neue Woerter aufzunehmen. Doch manchmal fehlen uns einfach die Vokabeln und mit Englisch kommt man nicht weit. Viele Patienten hatten gar keine Schulausbildung oder nur fuer 2 Jahre und somit kein Englisch. Jedoch steht uns immer jemand zur Verfuegung, der dann uebersetzt oder mit dem Patienten spricht.
Die Unterschiede zu unser bekannten Welt sind wirklich extrem und manchmal schwer nachvollziehbar. Die Menschen sind wirklich bettelarm, sie haben keine Aus/Bildung und leben von der Hand in den Mund. Fast alle Patienten hier sind Bauern und arbeiten auf dem Feld. Sie ernaehren sich fast auschliesslich von Reis, Bohnen, Huehnern und etwas Fisch. Sie bekommen im Schnitt sieben Kinder, fuer die sie keine Schulausbildung zahlen koennen, aber die ihre Rentenabsicherung darstellen sollen. Fuer einen Krankenhausbesuch muessen sie ihre letzten Ziegen verkaufen und wie schon erwaehnt kommen sie oftmals viel zu spaet.
Und trotzdem sind die Menschen hier froehlich und herzlich. Vielleicht bedarf es in Afrika einfach wenig, um gluecklich zu sein.

Liebe Gruesse und eine herzliche Umarmung von Freddy und Linda